Schwellenzeiten waren oft auch Orakeltage. Der Andresasabend war auf dem Land der bedeutendste Orakeltag vor der Jahreswende. Besonders unverheiratete Frauen übten entsprechende Bräuche aus um zu erfahren, ob sie im kommenden Jahr heiraten werden. Die Bräuche wurden interessanterweise oft nackt ausgeübt. Martin Luther vermerkte über den Andresasbrauch folgendes:
"In der Andresasnacht beteten die Mädchen und wollten erforschen, was für einen Mann sie haben sollten. Sie warfen sich nackt auf die Erde und beteten: Gott, mein Gott, du lieber St. Andreas, gib mir einen frommen Mann, zeige mir hinte den an, der mir zugeteilt werden soll."
Die christliche Kirche hatte so einige Probleme mit den Orakelbräuchen der mitteleuropäischen Bevölkerung, die nicht so recht davon lassen wollten.
Ein beliebtes Orakel war auch das Schälen eines selbstgeflückten Apfels. Das Mädchen musste dazu stehen und den ganzen Apfel mit einer einzigen Schale schälen. Die Schale fiel zu Boden und daraus versuchte das Mädchen einen Hinweis auf den Namen dessen zu erkennen, der sie im folgenden Jahr heiraten würde.
Beim Schuhorakel mußte das Mädchen auf einem Stuhl sitzen mit dem Rücken zur Zimmertüre. Sie nahm dann einen ihrer Schuhe und warf ihn mit einem Orakelspruch nach hinten rechts über die linke Schulter. Wenn die Schuhspitze in Richtung Türe wies, so bedeutete es, das sie als Braut das Haus verlassen würde. Zeigte der Schuh in eine andere Richtung mußte sie noch 1 Jahr warten. Orakelsprüche habe ich keine finden können.
Der Andreasabend markierte auch den Tag, an dem die Wintergeister wiederkamen.
Auch dazu ist im moselfränkischen einiges an Brauchtum überliefert wie "den Bimbam mache gehn". Diesen Brauch gab es bis ins 20. Jahrh. als Burschenspaß. Durch einen Feldstein mit natürlichem Loch wurde eine Schnurr gezogen. Diese lief über einen Ast im Hausbaum oder wurde sonstwo in der Nähe der Haustüre des "Opfers" befestigt. In den Abendstunden wurde durch ruckartiges Bewegen, der Stein so lange hin und her bewegt, bis er begann, an die Haustüre zu klopfen. Erlebare Wintergeister.

Ich denke schon das in diesen Bräuchen noch ältere Motive durchschimmern. Mir täte gefallen dieses Brauchtum ein bissel zu paganisieren. Besonders das Motiv "Wiederkehr der Wintergeister" gefällt mir gut. Vorstellbar wäre mit gebührendem Respekt (und vllt auch Schabernack) die Wiederkehr zu begehen und die Geister milde zu stimmen.
Der Winter war zumindest für die Altvorderen keine angenehme Zeit in Bezug auf Nahrungseinschränkung, Kälte und Dunkelheit. Heutzutage bin ich froh bei Schnee und Eis sicher mit dem Auto zur Arbeit zufahren oder das Haus und Dach keinen Schaden nehmen je nach Schneelast usw. Ansonsten genieße ich den Luxus einer warmen Stube, Kerzen und gutes Essen.
Hat vllt jemand Lust ein paar Gedanken oder Ideen beizusteuern wie eine paganisierte Form aussehen könnte? Oder was gibt es in Eurer Region so für überlieferte Winterbräuche?